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Die Legende über die Sahara und das erblühen der Wüstenrose

Einer Legende zufolge, die noch nie erzählt wurde, fielen eines Tages Millionen von verglühten Sternen vom Himmel auf die Erde. Man sagt, es waren die Seelen der Rosenfrauen-Töchter, die die pure Unschuld, die reinste Essenz der Weiblichkeit in sich trugen

Vor über hunderttausend Jahren gab es ein lichtvolles Sternenvolk, dessen Frauen große Heilerinnen und Rosenzüchterinnen waren. Sie gestalteten himmlisch-duftende Rosengärten, die die weibliche Energie ins Fließen brachten und Frauen – als auch Männer! – heilten. Im Himmelsvolk gingen Gerüchte um, dass die Gärtnerinnen selbst Rosenseelen statt Menschenseelen hatten, weshalb sie „Rosenfrauen“ genannt wurden. Ihre Gärten waren weit über ihre Heimat hinaus bekannt und zogen viele Reisende magisch an. So himmlisch könnte es auf diesem fernen Stern weitergehen, wenn nicht ein mächtiger Tyrann auf dieses glückselige Leben und die Kraft der Gärtnerinnen neidisch geworden wäre … 

Bahram, dem ein ganzes Sternenreich gehörte, wollte die Rosenfrauen versklaven. Um ihre magischen Künste ganz für sich allein, für seine unlauteren Geschäfte zu nutzen und noch mehr Macht zu erlangen. Außerdem wollte er an der Unschuld und Schönheit ihrer Töchter naschen. Um seinen listigen Plan zu erfüllen, musste er die lichtvollen Gärtnerinnen voneinander trennen. Denn er wusste: Gemeinsam besaßen die Frauen die Macht, sich aus der Sklaverei zu befreien. Kurz bevor die mutigen Rosenfrauen auseinandergebracht und in Ketten gelegt wurden, trafen sie eine Entscheidung, die sie unendlich quälte – und doch gab sie ihnen zugleich die Hoffnung ... 

Um wenigstens die Seelen ihrer Töchter zu retten, die die pure weibliche Essenz und voller Licht waren, schickten die Rosenfrauen sie auf eine Reise zur Erde. Damit dieser blaue Planet die unschuldigen Seelen der Mädchen wie einen Schatz aufbewahren kann. Doch auf ihrem Weg zur Erde geschah etwas, womit niemand rechnete: Die leuchtenden Sternentöchter verglühten und wurden zum Sternenstaub, der sich beim Berühren der Erde zu Sand verwandelte. Von nun an hütete jedes Sandkorn eine Seele. 

So fanden die Töchter der Rosenfrauen ihre neue Freiheit auf der Erde, für keinen Tyrannen der Welt sicht- und erreichbar. Sie waren hier nicht nur frei, sondern blieben auch verbunden – und voller weiblicher Kraft, die in ihnen schlummerte. Und auf dem ehemals grünen Fleckchen Erde entstand eine Wüste, die die Bewohner „Sahara“ nannten …

Und die Rosenfrauen? Schweren Herzens beobachten sie vom Himmel noch immer die verwandelten Seelen ihrer Töchter. Nachts leuchten sie über der Wüste, um ihren Töchtern das Licht ihrer Mutterliebe zu schicken. Tagsüber weinen sie vor lauter Trennungsschmerz – und um das Schicksal ihrer eigenen weiblichen Kraft. Von Zeit zu Zeit erreichen ihre Tränen, die reines Rosenwasser sind, den glühenden Sand der Wüste und verdampfen. So erblühen kostbare Minerale von großer magischer Kraft: die Wüstenrosen – das Symbol des Neubeginns …

 

(Legende empfangen und aufgeschrieben von Olga Krockauer)

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